Traurig und getröstet

24. Nov 2018

Der Ewigkeits-Sonntag (Totensonntag) am 25. November gehört in vielen Familien dem Andenken an die Verstorbenen.

Der Ewigkeits-Sonntag (Totensonntag) am 25. November gehört in vielen Familien dem Andenken an die Verstorbenen. Freundeskreise und Arbeitskollektive halten es ebenso. Vereine gedenken derer, die aus ihrer Mitte gestorben sind. In Kirchen werden die Namen der Entschlafenen verlesen und wird für die Menschen in Trauer und Todesangst gebetet. Dabei geht es gar nicht so sehr um das Andenken des Todes sondern um die Würdigung des Lebens, in dem sich das eigene Leben spiegelt. Das macht die Sache mit dem Gedenken nicht belanglos – es ist ein besonderes Zeichen für den Zusammenhalt, wenn die Gestorbenen mit ihren Lebenswegen und Lebensleistung nicht einfach vergessen werden. Aber was einen Menschen bewegt, ist dieses so tief berührende Signal, dass ein Lebenslauf endet. Wo doch alles Menschenleben darauf ausgerichtet ist, für immer in den Herzen zu wohnen und lebendig zu sein. Hier ist das Ende, danach ist noch ein Sarg, eine Urne, ein Baum im Garten, ein Begräbnis vielleicht, ein Foto im Regal, Erbschaftsangelegenheiten. Spuren eines gelebten Lebens, jung oder alt. Aber nichts ist da, was dem Leben gleicht, so sehr man sich auch bemüht, die Erinnerung nicht zur Pflichtübung werden zu lassen. Bald ist der Horizont erreicht, und nüchtern stellt die Nachbarin fest: „Das Leben muss ja weitergehen.“ Die christliche Theologie hat viele Blätter beschrieben mit Erwägungen, warum der Tod als der große, machtvolle Fremde im Leben zu bestimmen hat. Er erscheint wie eine Strafe, ein Widerspruch gegen das ewige Leben, das Gott gegeben hat. So machtvoll, dass er nicht zufällig sein kann oder willkürlich. Und am meisten unter solchen Erwägungen helfen die Gedanken, die ernst nehmen, dass das Sterben eines Menschen nicht nur ein natürliches Ereignis ist („Denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht“ – so Goethe im „Faust“). Sondern Sterben ist auch Abschied, Trennung, Erschrecken, Trauer und Einschnitt in den Lebenslauf vieler anderer, die leben. Es ist gut, den Tod dann auch wieder hinter sich zu lassen und nicht bemüht zu sein, den immer länger werdenden Schritt zurück auf sich zu nehmen. Die Vollendung eines Lebens liegt weder in seinem Sterben noch in der umfassenden Erinnerung der Lebenden. Beides kann das Leben nicht fassen. Nicht einmal die Liebe, die alles zu tragen versteht, kann das Leben umfassen und mit sich tragen, dass es kein Ende mehr gibt. So ist die Antwort auf die Frage nach dem Sterben keine logische Schlussfolgerung aus dem, was man weiß. Es gibt gute wissenschaftliche Forschung, die dem Tod seine Geheimnisse entlockt und ihnen entgegentritt. Es gibt gute Weisen, in der Trauer bei der Sache zu sein und doch nicht zu verzweifeln. Es gibt gute Weisen, Trauernden und Sterbenden beizustehen. Aber dass ein Mensch stirbt, ist eingefasst in Ewigkeit, in der die Liebe Gottes regiert. Das darf im Lebenslauf schon seine Wirkung entfalten, bis dahin, dass ein Mensch in Gottes Hände hinein stirbt, so wie er schon in Gottes Hände hinein gelebt hat. Dann, wenn alles schweigt, wenn der Bogen des Lebens nach kurzer oder langer Zeit sich neigt und niederlegt, dann ist das auch in Gottes Hände hinein.
Christoph Carstens
Pfarrer in Quedlinburg und Westerhausen

Christoph Carstens

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